Mit der ISH verbindet uns nicht nur die räumliche Nähe, sondern vor allem auch eine spannende Kooperation mit der US-amerikanischen Firma Moen – in den USA Marktführer im Bereich Bad- und Küchenarmaturen.
Moen hatte uns vor ein paar Jahren beauftragt im Zusammenhang mit der ISH im Bereich Research & Analysis tätig zu werden. Wir haben die wesentlichen Informationen zu allen relevanten Produktbereichen zusammengetragen, einen Messe- und Trend Report präsentiert und einen Design Thinking Workshop zur Entwicklung innovativer Features im Bereich der Digitalisierung von Bad- und Küchenarmaturen moderiert sowie eigene Ideen und Konzepte beigesteuert.
Auch in diesem Jahr waren wir wieder auf einer sehr turbulenten Messe unterwegs. Die Stimmung auf vielen Ständen schien sehr positiv. Viele der Marken und Produkte im Badbereich entwickeln eine Strahlkraft, die branchenübergreifend das Potential hat, allgemeine Interior- und Designtrends zu beeinflussen oder zumindest sichtbar und greifbar werden zu lassen. Ein wichtiger Aspekt auch für uns als Designer. Wir wollen fühlen, spüren, erleben – ganz unabhängig davon ob es sich um eine Armatur mit Waschtisch oder um Werkzeuge handelt.
Aufgefallen sind uns Farb- und Materialkonzepte, die von einem mediterranen oder auch asiatisch-indischen Umfeld inspiriert zu sein scheinen.
Dazu gehören bsw. die Möbelserie „Moto“ von Burgbad, insbesondere das vertikale Schrankelement, das Farbtöne wie Curry, Safran und Chili kombiniert und aktuelle Trends von Möbeln im Wohnbereich aufgreift. Dazu zählt die Struktur des nach vorne „offenen“ Kastens, eine Gliederung der Frontfläche in verschiedenfarbige Rechtecke sowie die leicht zurückgesetzte Frontfläche, die einen feinen Rand stehen lässt. We like it !
Die Frontgestaltung der Waschtischverkleidung mit einem weitgehend freistehenden Rechteck hätten wir anders gelöst.
Besonders raffiniert erscheint uns die Serie Tricolor Waschbecken von Alape mit den Farbtönen Olive, Patrol und einem Gelbton Tuscany, die nicht nur farblich, sondern auch in ihrer Oberflächenqualität Akzente setzen: Innen glänzend, außen matt und rauh, die feine, dünne Wandstärke durch einen farblich abgesetzten Ring hervorgehoben.
Foto: Alape
Knallig und unübersehbar ist die Inszenierung der Klassiker von Hewi in bonbonfarbenen Kästen, die eine Kooperation mit Barbie und einen damit verbundenen Rosaton inszenieren.
Barbie und Hewi, Kaldewei und E15 – auch auf der ISH lässt sich die Fortführung eines Trends zu Partnerschaften und Kollaborationen beobachten. Die Reihe ließ sich lange fortsetzen: Galeria Kaufhof und Decathlon, Spotify und Uber, Apple und Nike …
Es geht darum Synergien zu nutzen, Innovationen zu fördern und Wettbewerbsvorteile zu sichern. „Du bist stärker, wenn du starke Partner hast“. Oder mit den Worten von Aristoteles: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.
Farbe, Material, Oberflächen – ein Riesenthema auch auf der ISH. Wir sehen viele Ansätze, das Badezimmer in eine wohnlichere Umgebung zu verwandeln. Fast schon wissenschaftlich anmutend ist die „Materialbibliothek“ von Burgbad in einem großen Diagramm – von warm zu kühl, von hell zu dunkel. Für eine gezielte Erzeugung von Stimmungen.
Neben den unterschiedlichen Farbwelten fällt auf, dass im Badezimmer eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien zum Einsatz kommt, die neue gestalterische Möglichkeiten eröffnen. Die Dünnwandigkeit der Alape Waschbeckenserie aus Metall hat schon beinahe die Anmutung von Klangschalen. Badewannen aus Glas setzen farbliche Akzente und erzeugen warme und natürliche Stimmungen. Feine, abgesetzte Strukturen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Der Fokus liegt auf Stimmung, Atmosphäre, Faszination und Freude am Material.
Klar, es geht auch um Formen. Die Vielfalt der Gestaltungskonzepte kennt kaum Grenzen. Von kubisch, puristisch und scharfkantig über minimalistisch, modern bishin zu organisch, rundlich mit ostasiatisch / japanischem Einschlag sehen wir eine große Bandbreite an individuellen Gestaltungskonzepten. Alles ist möglich. Alles ist da. Der Fokus liegt auf der Verfeinerung durch Farbwelten, Materialkontraste, strukturierte Oberflächen, Licht und digitale Anzeigen.
Auf der ISH geht es nicht nur um Bäder und Wasser, sondern auch um Heizung und Luft. Größer könnte der Kontrast in Anmutung und Erscheinung der Produkte kaum sein, da Wärmepumpen, Heizanlagen, Warmwasserspeicher und Aufbereitungsanlagen klar auf ihre Funktionalität und die dafür entwickelte Technik ausgerichtet sind. Grundsätzlich bewegen wir uns räumlich hier auch in der Regel nicht im Wohnumfeld, sondern in Keller- oder Funktionsräumen.
Interessant erscheint uns ein klarer Trend zu Minimalismus und formaler Reduktion. Einfache aber prägnante Designelemente schaffen ein durchgängig wiedererkennbares Erscheinungsbild im Corporate Design der Marken. Vor allem Marktführer wie Weishaupt, Viessmann und Vaillant zeigen in ihren aktuellen Serien, dass sie Strategien entwickelt haben, ihrer Technik-Kompetenz durch Designkompetenz Ausdruck zu verleihen.
Wärmepumpen sind ein großes Thema. Wir fragen uns schon seit langem, warum diese großvolumigen Apparate, die nicht selten neben dem Eingangsbereichs eines Hauses platziert sind, meist so klobig und uncharmant aussehen.
Dass es anders geht, zeigt die Firma Remko mit einer aus unserer Sicht sehr gelungenen Gestaltung der Frontfläche – letzlich durch ein Detail, eine Verformung der Lamellen, die – durch die Schattierung verstärkt – einen fließenden und weichen Aspekt in die sonst puristisch gehaltene Geometrie des Gehäuses einfließen lässt.
Auch Hansa zeigt mit dem „Wärmehub Airtena GH8“ ein aus unserer Sicht gelungenes, modern/minimalistisches Design, das eine Schalldämmhaube integriert.
Die Welt der Werkzeuge in Halle 6 bot erneut einen kaum zu überbietenden Kontrast nach Bädern und Heizungen. Vielteilig, komplexe Geometrien, voll, wuselig, bombige Stimmung. Angenehm überrascht waren wir auf dem Stand der Firma Würth, auf dem der von Micha Daniels entworfene Grundstein des Orsy Bull Systems – eine modulare Transportbox für Werkzeug sowie zur Errichtung eines mobilen Arbeitsplatzes – prominent vertreten war.
Das Produkt ist in seiner Struktur und Materialität nicht nur auf eine außerordentliche Robustheit hin konzipiert, sondern auch auf Flexibilität, Modularität, Stapelbarkeit und Sicherheit. Das Design inszeniert dabei die Grundform des Würth-Logos und erweist sich als nachhaltig und zeitlos.